Caroline Torra-Mattenklott F die Frage nach den Strukturprinzipien der Recherche bietet die auffallende Ähnlichkeit der Liebesgeschichten einen wichtigen Anhaltspunkt. Die Modelle des Palimpsests, der Präfiguration und der Serie, die aus der immanenten Poetik des Romans abgeleitet wurden, haben sich in diesem Zusammenhang besonders bewährt: Sie machen das Spannungsverhältnis von Rekurrenz und Abweichung beschreibbar, das die Leidenschaften von Swann, Marcel und Charlus fur Odette, Gilberte, Albertine und Morel narrativ integriert. Es wäre müßig, die genannten Modelle in eine hierarchische Ordnung bringen zu wollen. Eine wesentliche Qualität der Proustschen Poetik liegt vielmehr in der Interferenz verschiedener Verfahren, die das beste Beispiel hierfür ist das Palimpsest zugleich Elemente der Handlung und poetologische Metaphern sind. Eine solche Funktion erfüllt in der Recherche auch das Spiel. Fast alle wichtigen Liebesgeschichten der Recherche beginnen mit einem Spiel, das ihre Dynamik und Struktur vorwegnimmt. Die Spiele sind stets iterativ sie werden über längere Zeiträume immer wieder von den gleichen Personen gespielt , und sie ähneln einander. Sie partizipieren also an der Serie der Liebesgeschichten ebenso wie an der Struktur der Präfiguration, bilden aber auch eigene Serien aus und verketten sich zu einer Variationsreihe, deren Glieder nach einem bestimmten Muster voneinander abweichen. Über das Prinzip der Serialität hinaus stehen die Spiele in einer eigenen Relation zum Ästhetischen, sie enthalten fiktionale Elemente und kreieren eine immanente Wirklichkeit. Durch 1 Vgl. zum Modell

Caroline Torra-Mattenklott

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Liebesspiele in Prousts „À la recherche du temps perdu“