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Showing papers in "Feministische Studien in 1995"


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TL;DR: Arbeitsgruppen mit der Vermittlung von Frauengeschichte in Forschung, Gedenkstättenarbeit, in der schulischen und außerschuleischen Bildungsarbeit sowie in Ausstellungen vorgestellt.
Abstract: Arbeitserziehungsund KZ-Sammellager Breitenau vorgestellt. Anschließend befaßten sich Arbeitsgruppen mit der Vermittlung von Frauengeschichte in Forschung, Gedenkstättenarbeit, in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit sowie in Ausstellungen. In der Abschlußdiskussion unterstrich die Münchener Schriftstellerin Gabriele von Arnim noch einmal, daß es wichtig sei, sich zu erinnern, um die vorherrschende diffuse Abwehr gegenüber dem Thema »Nationalsozialismus und Holocaust« zu brechen. Auf deutscher Seite sei es dabei völlig fehl am Platze, angesichts der zweifachen Überforderung der Überlebenden, sich erinnern zu müssen und über ihr Leiden zu sprechen, sich aus Empfindlichkeit oder Angst dem Thema zu entziehen. Bereits am zweiten Tag der Veranstaltung in Tutzing hatte Ellen Presser darauf verwiesen, daß die jüngeren, nichtjüdischen Deutschen aushalten müßten, ab einem bestimmten Punkt mit ihrer Erinnerung allein zu sein. Sowenig den Überlebenden des Holocaust das Leid abgenommen werden könne, sowenig könnten Deutsche von diesen Hilfe bei ihrer eigenen Erinnerung erwarten.

93 citations


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TL;DR: Bock/Landweer as discussed by the authors discuss the normativ-politischen Gehaltes der Frauenoder Geschlechter-Forschung.
Abstract: »Frauenforschung« war in der Bundesrepublik nie ein unumstrittener Terminus für ein homogenes Gebilde. Von Anfang an existierten unterschiedliche Theorietradit ionen und politische Ausrichtungen nebeneinander; es gab neben egalitätsauch differenztheoretische und antiessentialistische Ansätze ebenso wie handlungsoder strukturtheoretische, solche, die vom Primat des Geschlechtergegensatzes ausgingen und solche, die diesen an die Seite des Klassengegensatzes stellten oder ihm unterordneten. Viele identifizierten sich mit der Selbstbezeichnung »Frauenforschung«, andere bevorzugten »feministische Forschung«. Dennoch ließe sich in einer rückblickenden wissenschaftssoziologischen Untersuchung vermutlich feststellen, daß es begründet oder unbegründet so etwas wie einen »Wir-Bezug« durchaus gegeben hat, ebenso wie ein gewisses Grundgefühl , doch zu wissen, was das sei »Frauenforschung«. In der aktuellen Diskussion um »Frauenforschung« oder »Geschlechterforschung« (vgl. auch Bock/ Landweer 1994) sowie in der Debat te um die Kategorie Geschlecht drückt sich aus, daß diese vermeintliche Sicherheit in der sozialwissenschaftlichen Frauenforschung brüchig geworden ist. Ein neuralgischer Punkt in diesen sich partiell überschneidenden Diskussionen ist die Frage des normativ-politischen Gehaltes der (Frauenoder Geschlechter-) Forschung. »Frauenforschung«, dies dürfte noch immer Konsens sein, entstand historisch im Zusammenhang mit der Neu107

11 citations



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TL;DR: Initiationsriten scheinen in unserer modernen Gesellschaft zu den Relikten vergangener Epochen zu gehören as mentioned in this paper.
Abstract: Initiationsriten scheinen in unserer modernen Gesellschaft zu den Relikten vergangener Epochen zu gehören. Und doch begegnen sie uns auch in der Moderne in vielen gesellschaftlichen Bereichen. Dieser Beitrag fragt nach der Bedeutung von Initiationsriten für weibliche und männliche Statuspassagen. Herausgegriffen wird dabei die spezielle Phase des Übergangs vom Mädchen zur Frau und vom Jungen zum Mann. Denn in der Jugendzeit vollzieht sich mit der sexuellen Reifung auch die Ausformung der weiblichen und männlichen Geschlechtsidentität. Das wirft die Frage auf, wie diese Statuspassage in unserer Gesellschaft kulturell und sozial organisiert ist und emotional bewältigt wird. Der erste Teil führt in die Welt der archaischen Kulturen und ihrer Initiationsrituale, die hinsichtlich ihrer Bedeutung für Individuum und Gesellschaft betrachtet werden. Anschließend werden Merkmale von Statuspassagen in der Moderne kurz vorgestellt, um den Wandel und die gegenwärtige Problematik aufzuzeigen. Der zweite Teil sucht nach modernen Äquivalenten für die Initiationsriten, mit denen in archaischen Kulturen der Übergang von der Kindheit ins Erwachsenenleben begleitet wird. In archaischen Kulturen setzt die Menarche die Markierung, an der das junge Mädchen mittels verschiedener Initiationsriten in den Kreis der Frauen aufgenommen wird. Welche Bedeutung kommt diesem Ereignis nun in der westlichen, modernen Gesellschaft zu? Und in welcher Weise suchen Jungen ihre »Mann-Werdung« zu inszenieren? Unter dem Blickwinkel der Initiation in die männliche Geschlechtsrolle erscheint die Cliquenbildung männlicher Jugendlicher in neuem Licht. Insgesamt möchte der Beitrag dazu anregen, sich mit der Bedeutung und Funktion von Initiationsritualen im Zusammenhang mit der Bewältigung von Statuspassagen wieder stärker auseinandersetzen, denn hier lassen sich gerade bei Jugendlichen Defizite und Probleme feststellen.

5 citations


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TL;DR: Fergus et al. as discussed by the authors present a discussion on the "Feminist Philosophy after Twenty Years" in the American Philosophical Association (APA), with the focus on the history of the feminist philosophy after twenty years.
Abstract: Es ist ungefähr 20 Jahre her, als der Münchener Philosoph Wolfgang Stegmüller in seinem eher populärphilosophischen Werk Hauptströmungen der Gegenwartsphilosophie (1987, 175), die Frage formulierte: »Was ist aus der Disziplin geworden, die man >Erkenntnistheorie< nannte?« Es ist ungefähr genauso lange her, seit es so etwas wie »feministische Philosophie« gibt, jedenfalls fand 1993 in der American Philosophical Association eine jubilarische Podiumsdiskussion mit dem Titel »Feminist Philosophy after Twenty Years« statt, bei der z.B. Ann Ferguson, eine feministische Philosophin der ersten Stunde, halb beklagte, halb bewunderte, in welche »subfields« sich die feministische Philosophie inzwischen differenziert habe, indem sie sich nicht mehr nur auf Sozialphilosophie, Ethik und politische Philosophie konzentriere, sondern nun auch Geschichte der Philosophie, Epistemologie, Wissenschaftstheorie und sogar Logik im Programm habe (Ferguson 1994, 198). Ich erwähnte diese eher anekdotenhaften Bemerkungen deshalb, weil sie mich davon befreien, eine historisch fundierte Beschreibung des status quo von Erkenntnistheorie simpliciter und feministischer Epistemologie voranzuschicken. Die Situationsbeschreibung läßt sich so auf insgesamt drei Beobachtungen reduzieren: (1) Es herrscht allgemein eine gewisse Ratlosigkeit hinsichtlich der Erkenntnistheorie vor. Wo soll man sie heutzutage noch unterbringen? (2) Aus einer analytisch geprägten, aber mit der kontinentalen Philosophie vertrauten Perspektive, wie derjenigen Stegmüllers, stellt sich die Frage: Welche Bereiche haben die Behandlung ehemals erkenntnistheoretischer Probleme übernommen?' (3) Aus einer feministischen Perspektive stellt sich die Frage: Wie läßt sich eine einstmals renommierte philosophische Domäne erobern? Es ist also bemerkenswert, daß die feministische Philosophie sich der Erkenntnistheorie just in dem Augenblick annimmt, da diese ehrwürdige Basisdisziplin der neuzeitlichen Philosophietradition aus der Mode zu kommen scheint. Philosophie der Erkenntnis ist ein Metadiskurs oder, wie man im nachmetaphysischen Zeitalter auch sagt, eine Disziplin zweiter Ordnung. Sie beschäftigt sich nicht mit der Welt, sondern damit, wie wir über die Welt denken und sprechen. Zu ihrem Projekt gehören die begriffliche Analyse von Sätzen, die Wissen repräsentieren, die Begründung und Rechtfertigung von Meinungen sowie die rationale Abweisung skeptischer Positionen. Nicht mehr zu diesem klassischen Projekt gehören zwei wie ich das nenne Überwindungsstrategien: die sogenannte Naturalisierung von Erkenntnistheorie einerseits, ihre Pragmatisierung andererseits. Was hat man nun unter »feministischer Erkenntnistheorie« zu verstehen? Handelt es sich um die Konstruktion einer eigenständigen Epistemologie, oder geht es um kritische Reflexionen auf bestehende klassische oder nichtklassische Positionen? Haben wir es mit Erkenntniskritik von Feministinnen oder mit einer Erkenntnistheorie zu tun, die durch das Prädikat »feministisch« in spezifischer Weise charakterisiert ist?

4 citations



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TL;DR: In den meisten islamischen Ländern, selbst in the laizistischen Türkei, sind seit geraumer Zeit the Islamisten auf dem Vormarsch as mentioned in this paper.
Abstract: In den meisten islamischen Ländern, selbst in der laizistischen Türkei, sind seit geraumer Zeit die Islamisten auf dem Vormarsch. Was sich wie das Paradebeispiel für die These Samuel Huntingtons vom Zusammenprall der Kulturen präsentiert, ist indessen eine komplexe Reaktion auf Verwestlichung, Krise und Neokolonialismus. Daher möchte ich im folgenden versuchen, das Frauenbild der Islamisten nicht nur zu beschreiben, sondern auch in einen sozialen und politischen Rahmen einzuordnen, und zwar am Beispiel Ägyptens. Ägypten ist nicht nur der volkreichste arabische Staat, sondern hier nahm vor allem der Einfluß des Westens seinen Anfang, der das traditionelle Weltbild in all seinen Facetten nachhaltig erschüttern sollte. Mehr noch, in Ägypten wurden auch die meisten Gedanken gefaßt und Ideen formuliert, die auf diese Erschütterung des Weltbildes reagierten. Die Bewegung zur Befreiung der Frau in Ägypten ist so alt wie unser Jahrhundert. Ihren Anfang verbindet man gemeinhin mit dem Namen Kasim Amin, der 1899 und, als Antwort auf seine Kritiker, ein Jahr später die beiden Bücher »Die Befreiung der Frau« und »Die neue Frau« veröffentlichte. Wie viele seiner Zeitgenossen machte er sich Gedanken über die Gründe für den Niedergang der Zivilisation des Islam, aber im Unterschied zu ihnen machte er für die Malaise nicht Fremdherrschaft oder Areligiosität, sondern den Verfall des sozialen Tugendsystems verantwortlich. Dieser Verfall, so Amin, hatte in der Familie begonnen, nur in der Familie konnte er wieder wettgemacht werden, und deshalb waren die Frauen Drehund Angelpunkt aller weiteren Entwicklung. Sie sollten eine Ausbildung erhalten, um ihre Pflichten als Mutter besser erfüllen zu können. Sie sollten ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen dürfen, um der Tyrannei ihrer Männer nicht schutzlos ausgeliefert zu sein. Und sie sollten den Schleier ablegen, weil die Sitte der Verschleierung nichts anderem als männlichem Mißtrauen entstamme. War Amin in seinem ersten Buch noch sehr darum bemüht, nicht in Gegensatz zur Religion zu geraten, so vertrat er in seinem zweiten Buch eine offen säkularistische Haltung und nahm sich den Westen als Vorbild:

3 citations



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TL;DR: Forster et al. as mentioned in this paper describe a weibliches Scheusal, das seine Diener mißhandelt und dem es im Umgang mit indischen Frauen an jeglichem Feingefühl fehlt.
Abstract: Von einer Memsahib erhielt der Indien-Reisende J. R. Ackerley einst folgenden warnenden Hinweis: »Die dunklen, verschlungenen Gedanken der Eingeborenen wirst du nie verstehen. Und wenn doch, so werde ich dich nicht mehr mögen: du wirst nicht mehr gesund sein« (Ackerley 1932, 23). Für liberale Engländer wie Ackerley, ein Freund übrigens von E. M. Forster, ist dieser Hinweis eine Bestätigung ihres Bildes der Memsahib: Sie ist ein Ungeheuer, gekennzeichnet durch Intoleranz, Vorurteile und Gehässigkeiten gegenüber den kolonisierten Indern. Ein weibliches Scheusal, das seine Diener mißhandelt und dem es im Umgang mit indischen Frauen an jeglichem Feingefühl fehlt. Des weiteren wird sie als gelangweilt, bösartig und klatschsüchtig dargestellt. Affären (mit anderen Engländern) ist sie nicht abgeneigt. Sie ist es, die die harmonischen Beziehungen zwischen Kolonisator und Kolonisierten vergiftet. Interessanterweise wird dieser Mythos der monströsen Memsahib nicht nur von Gegnern des britischen Imperialismus wie Forster gepflegt, sondern er findet seinen Niederschlag auch und vor allem in Werken von Dichtern des Imperialismus wie Rudyard Kipling. Das Klischee hat die kollektive Phantasie so stark erfaßt, daß es zur Binsenwahrheit wurde. So scheint sich die traditionelle Geschichtsschreibung dem Wort Winston Churchills widerspruchslos anzuschließen: »Es waren die Frauen, die uns um das Empire gebracht haben.« Als Sündenbock haben sie auch noch für den Untergang des Empire herzuhalten. Die feministische Geschichtsschreibung hat sich dieser Darstellung nicht gefügt. So sind einige Studien erschienen, die den Anspruch erheben, das Bild der Memsahib vom Kopf auf die Füße zu stellen. Dabei wird paradoxerweise oft in einem anderen Mythos Zuflucht gesucht: dem der »Bürde des weißen Mannes/der weißen Frau«. Dieser Mythos diente bekanntlich als ideologische Legitimation für den Kolonialismus: Der weiße Mann habe geradezu die Pflicht, Kolonien zu erobern, um den Eingeborenen die Segnungen der westlichen Zivilisation zu bringen. Marian Fowler behauptet beispielsweise: »Die größere Bürde war sicher die der Frauen« (Fowler

2 citations



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TL;DR: In this article, a detailed overview of the situation of Frauen in Ägypten vor und nach der Internationalen Konferenz zu Bevölkerung and Entwicklung (ICPD) verstehen zu können, is given.
Abstract: Um die Situation der Nichtregierungsorganisationen (NGO) von Frauen in Ägypten vor und nach der Internationalen Konferenz zu Bevölkerung und Entwicklung (ICPD) verstehen zu können, ist es notwendig, mit einigen Definitionen und mit einem sehr kurzen Überblick über die Geschichte der NGO-Bewegung im Lande zu beginnen. NGO's gab es in Ägypten schon sehr lange Zeit vor der Revolution 1952. Die Arbeit dieser Organisationen bestand hauptsächlich in Wohltätigkeit und Sozialarbeit, während das Engagement für gesellschaftliche Veränderung einzelnen bekannten Persönlichkeiten oder politischen Parteien überlassen blieb. Vor 1952 war die wichtigste Organisation für Frauen die Ägyptische Frauen-Union; sie schloß sich auf der Grundlage eines nationalistischen Programms zusammen, das ein unabhängiges Ägypten forderte, in welchem die Frauen gleiches Recht auf Bildung, Erwerbsarbeit und politische Partizipation haben sollten. Themen wie Familienrecht, Polygamie, gleiches Recht auf Scheidung etc. wurden auch von einzelnen Frauen angesprochen, herausragenden Persönlichkeiten in der Frauengeschichte Ägyptens in diesem Jahrhundert. 1956 (ironischerweise im selben Jahr, in dem die Frauen das aktive und passive Wahlrecht erhielten) wurde die Frauenunion aufgelöst, wie alle Parteien und unabhängigen Organisationen. Das war ein schwerer Schlag für die ägyptische Frauenbewegung. Die Aktivistinnen wurden ihres 113


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TL;DR: The Autobiographie is so Philippe Lejeune in seinem Buch Der autobiographische Pakt ein retrospektiver Bericht, den eine Person von ihrem individuellen Leben, der Geschichte ihrer Persönlichkeit, gibt (Lejeune 1994) as mentioned in this paper.
Abstract: Die Autobiographie ist so Philippe Lejeune in seinem Buch Der autobiographische Pakt ein retrospektiver Bericht, den eine Person von ihrem individuellen Leben, der Geschichte ihrer Persönlichkeit, gibt (Lejeune 1994). »Die Geschichte meines Lebens gibt es nicht«, sagt dagegen Marguérite Duras, die damit die Lektüre ihres Buches Der Liebhaber (Duras 1985, 14) als Autobiographie zurückweist, wie vermutlich auch die Vorstellung von Geschichte des Lebens, Lebensgeschichte, überhaupt; oder Hélène Cixous in Das Buch von Promethea, das wie alle Bücher von Cixous mit Leben, dem Leben des sprechenden Ich, zu tun hat:

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TL;DR: In this paper, weibliche Reisens kann als eine fortschreitende Befreiung beschrieben werden, heißt es in der Einleitung eines Sammelbands über Reisekultur.
Abstract: Dem Reisen wird ein emanzipatorischer Wert zugeschrieben. »Die Geschichte des Reisens kann als eine fortschreitende Befreiung beschrieben werden«, heißt es in der Einleitung eines Sammelbands über Reisekultur. Daß die Wirklichkeit dem Ideal nicht oder nur bedingt zu entsprechen vermag, weiß die Erfahrung und erst recht die Forschung. Der eben zitierte Band belegt in über vierzig Beiträgen selbstverständlich auch die Einschränkungen. Doch Erwartung und Anspruch bleiben, und sie setzen Maßstäbe. Eine Annäherung an die Geschichte der reisenden Frau oder im engeren Sinne an die Geschichte der Literatur, die die reisenden Frauen als Berichterstatterinnen hervorgebracht haben, steigert gewöhnlich diese Erwartungshaltung. Ein doppelter emanzipatorischer Effekt scheint nur recht und billig: Weibliche Weltund Fremderfahrung weist nicht nur auf individuelle Persönlichkeitsbildung schlechthin, sondern vielmehr auf Grenzüberschreitung, auf Ausbruch aus den Beschränkungen der häuslichen Sphäre, auf das Eindringen in eine männliche oder männlich definierte Domäne, die das Reisen im wesentlichen bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts gewesen ist. Die Biographien von reisenden Frauen des 18. und 19. Jahrhunderts, die in ihrer Zeit ob ihrer ungewöhnlichen Mobilität in exotischen Gegenden jeweils bestaunt, verlästert oder bewundert wurden, scheinen eine solche emanzipatorische Leistung zu liefern. Jane Robinson bezeichnet in ihrem Guide to Women Travellers weibliche Reiseschriftstellerinnen als »a nonconformist race« und verspricht in ihrer Titelwahl mit »wayward women« und »unsuitable for ladies« ein rebellisches Potential, das zweifellos vorhandene, geradlinige Leseerwartungen bedient. Rezensionen in der Presse bestätigen diese Erwartungen und greifen solche Angebote auf: »The lone woman traveller implicitly threatened the status quo in a way that even the suffragettes did not«, hieß es kürzlich in Times Literary Supplement. Die Forschung zur weiblichen Reiseliteratur sucht weniger reduktiv nach dem emanzipatorischen Moment als vielmehr nach den Besonderheiten weiblichen Reisens und weiblicher Weltaneignung unter Einschluß des subversiven Potentials, das die Fortbewegung aus dem häuslichen Raum eventuell bieten mag. Die Frage, ob Frauen anders über das Reisen schreiben als das männliche Geschlecht, war am Anfang sicher nicht frei von der stillen Hoffnung auf den Nachweis einer


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TL;DR: In this article, aufsatz beschäftigt sich damit, wie das bevölkerungspolitische Establishment the Positionen berücksichtigt, die seit geraumer Zeit als explizite and hartnäckige Kritik seitens feministischer and anderer Gruppen an den Aktivitäten and Ansichten der für die Ausarbeitung and Durchsetzung bevølker-spolitischer Maßnahmen
Abstract: Dieser Aufsatz beschäftigt sich damit, wie das bevölkerungspolitische Establishment die Positionen berücksichtigt, die seit geraumer Zeit als explizite und hartnäckige Kritik seitens feministischer und anderer Gruppen an den Aktivitäten und Ansichten der für die Ausarbeitung und Durchsetzung bevölkerungspolitischer Maßnahmen Verantwortlichen formuliert worden sind. Es wird hier jedoch nicht versucht, zu beurteilen, ob sich Einstellungsänderungen gegenüber Frauen in den praktischen Aktivitäten des bevölkerungspolitischen Establishments überhaupt niedergeschlagen haben, von der Mittelzuteilung bis zur Art und Weise der Implementierung einzelner Programme und Projekte. Zunächst möchte ich einige der verwendeten Begriffe erläutern, da sie in der Literatur häufig synonym gebraucht werden. Bevölkerungspolitik umfaßt alle politischen Strategien, die die demographischen Merkmale eines Landes (Größe, Zusammensetzung und Verteilung) beeinflussen sollen. Der Begriff Familienplanung bezieht sich auf die Regulierung der Familiengröße und des Zeitpunkts der Geburten. Meistens werden dabei Programme zur Versorgung mit Kontrazeptiva eingesetzt. Brisanter sind die beiden Begriffe Geburtenkontrolle und Bevölkerungskontrolle. Unter Geburtenkontrolle versteht man das Recht des Individuums und des Paares, die Zahl der Kinder sowie den Zeitpunkt und den Abstand zwischen den Geburten selbst zu bestimmen. Bei der Bevölkerungskontrolle geht es um die Beeinflussung der gleichen Variablen im Hinblick auf demographische Ziele. Der Text gliedert sich in vier Abschnitte. Der erste Teil faßt die neuere Entwicklung zusammen, in der das bevölkerungspolitische Establishment sein Interesse an den Frauen offenbar verändert hat. Der zweite Teil beschäftigt sich mit den Inhalten der feministischen Kritik in bezug auf Reproduktion, Wissenschaft und Reproduktionstechnologien sowie Familienplanungsprogramme. Der dritte und wichtigste Teil analysiert, ob die vom bevölkerungspolitischen Establishment bekundete Aufmerksamkeit für Frauen tatsächlich feministische Werte aufgenommen hat oder ob sie ihnen zuwiderläuft. Der letzte Teil setzt sich mit den Gefahren einer oberflächlichen und instrumentellen Übernahme der »feministischen Perspektive« durch das Establishment auseinander.

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TL;DR: In den ersten Nachkriegsjahre, the Thema ''Fräulein-Wunder« was a prominent topic in der literarischen Gedächtnisses as discussed by the authors.
Abstract: Glaubt man dem Publizisten und Literaten Hans Werner Richter, so war das Reden über das »Versagen der deutschen Frauen« oder die »Enttäuschung von den deutschen Mädchen« das »Thema Nr. 1« der ersten Nachkriegsjahre (Richter 1946/47, 6). Das Thema »Sexualität und Besatzungsmacht« hatte einen hohen Emotionswert, der offenbar bis heute nicht verloren gegangen ist. Die sogenannte »erotische Fraternisierung« wurde zum festen Bestandteil des kollektiven Gedächtnisses. In Erinnerungserzählungen an die ersten Nachkriegsmonate wird das »Amiliebchen« fast regelmäßig zum Gegenstand ausführlicher Berichte. Die Urteile fallen dabei oft extrem aus. Immer wieder wird erzählt, »die deutschen Frauen hätten sich den amerikanischen Soldaten an den Hals geworfen« (Niethammer 1983, 29). Selbst in historischen Beiträgen zur Nachkriegszeit findet man das Schlagwort vom »Fräulein-Wunder«. Nicht selten wird als »Beleg« dieses »Wunders« die Einschätzung eines amerikanischen Soldaten zitiert, nach dessen Worten die Frauen in Deutschland die zugänglichsten »diesseits von Tahiti« gewesen seien (vgl. z.B. Boyer u. Woller 1983, 32-36). Auch in den Zeitschriften der Nachkriegszeit waren die »Fräuleins« häufig Objekt bissiger Glossen und polemischer Reportagen, von Spottgedichten, Karikaturen oder satirischen Erzählungen. Ich möchte mit Hilfe der exemplarischen Analyse von drei Geschichten über die »Fraternisation« nach Gründen suchen, warum man(n) so viel und häufig über das »Fräulein« reden und schreiben mußte. Im folgenden interpretiere ich »Die Groteske«, die der Autor Johann Schuh 1948 schrieb, eine Reportage von Kurt J. Fischer: »US-Zone 1947« (1948) und eine Kurzgeschichte von Herbert Eisenreich: »Die neuere (glücklichere) Jungfrau von Orléans« (1964). Die drei Texte der heute relativ unbekannten Autoren sind gängigen Anthologien, die in den ersten Nachkriegsjahren publiziert wurden, entnommen und geben den literarischen Durchschnitt der Zeit wieder.

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TL;DR: In this article, the authors discuss the Bedeutung of nichtstaatlichen Trägern and deren Einflußmöglichkeiten auf die Entscheidungsfindungen internationaler Konferenzen befassen and the Legitimationsbasis ihrer Repräsentanz and the sich daraus ergebenden Inhalte diskutieren.
Abstract: Dieser Artikel wird sich mit der Bedeutung von nichtstaatlichen Trägern und deren Einflußmöglichkeiten auf die Entscheidungsfindungen internationaler Konferenzen befassen und die Legitimationsbasis ihrer Repräsentanz und die sich daraus ergebenden Inhalte diskutieren. Die Bedeutung der nichtstaatlichen Organisationen wird exemplarisch am Beispiel der Weltbevölkerungskonferenz in Kairo 1994 dargestellt. Dieses Beispiel wurde ausgewählt, da das dort diskutierte »Weltproblem«, die wachsende Weltbevölkerung, als Schnittstelle zwischen frauenspezifischen und entwicklungspolitischen Diskussionen und Forderungen angesehen werden kann. Auch können der organisatorische Ablauf der Konferenz sowie die Vorkonferenzen und das »Alternative Global Forum«, mit 4000 Vertreterinnen aus circa 120 Organisationen als beispielhaft für die UN-Megakonferenzen betrachtet werden. Im ersten Teil wird aufgezeigt, welche Institutionen mit welchen Zielen und Strategien die jeweiligen nationalen Vertreterinnen der nichtstaatlichen Organisationen repräsentieren und welche »demokratische Legitimation«, d.h. welche Auswahlkriterien ihrer Interessenvertretung zugrunde liegen. Anschließend werden die unterschiedlichen Möglichkeiten von Partizipation und Entscheidung herausgearbeitet und die Heterogenität nationaler Frauenorganisationen und deren Arbeit dargestellt. Die leitende Fragestellung ist, welche Interessen wie delegiert und durch welche Organisationen und aufweiche Art und Weise vertreten werden. Im zweiten Teil werden am Beispiel der Kairo-Konferenz die Auseinandersetzungslinien zwischen Nordund Süd-Interessen sowie die Lobbyismusstrategie diskutiert.