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Showing papers in "Psyche in 1997"


Journal Article
01 Sep 1997-Psyche
TL;DR: Reiche zeichnet die Entwicklung der Gender-Debatte bis hin zu ihrer volligen Loslosung von allen essentialistischen und materiellen Referenzen und Gehalten (die der Sex impliziert) im Werk von Judith Butler nach, in welchem alles und jedes ''Konstruktion« ist bis auf das Hetero, das eins ist with der Ubiquitat sozialer Macht im Sinne Fouc
Abstract: Die Einfuhrung des Gender-Begriffs in die Geschlechter- und Sexualitatsdebatte diente ursprunglich dazu, das, was im Begriff des Sex unterzugehen droht – seine soziale und psychische Konnotierung –, semantisch zum Vorschein zu bringen: Gender lebt von der Kraft, mit der es sich vom Sex abstost. Die Kraft dieser Abstosung ist inzwischen in Vergessenheit geraten; geredet wird nur noch vom sexgereinigten Gender, und zwar im Sinne einer wissenschaftlichen und politischen Hauptmetapher. Reiche zeichnet die Entwicklung der Gender-Debatte bis hin zu ihrer volligen Loslosung von allen essentialistischen und materiellen Referenzen und Gehalten (die der Sex impliziert) im Werk von Judith Butler nach, in welchem alles und jedes »Konstruktion« ist – bis auf das Hetero, das eins ist mit der Ubiquitat sozialer Macht im Sinne Foucaults. Demgegenuber beharrt Reiche darauf, das Freuds Konzept der konstitutionellen Bisexualitat an seinen Randern offen genug ist, den Boden einer deterministischen Biologie zu verlassen und der Konstruiertheit des Geschlechts Genuge zu tun. Den Sieg von Gender uber Sex deutet der Autor als ein Zeitzeichen, in dem sich der Wunsch nach einer konfliktfreien Sexualitat verdichtet – auf Kosten der Verdrangung der Sexualitat.

22 citations


Journal Article
01 May 1997-Psyche
TL;DR: The Nurnberger Arztprozes vor 50 Jahren hat den Beitrag deutscher Arzte zu den Unmenschlichkeiten im Nationalsozialismus zwar ans Licht gebracht.
Abstract: Der Nurnberger Arztprozes vor 50 Jahren hat den Beitrag deutscher Arzte zu den Unmenschlichkeiten im Nationalsozialismus zwar ans Licht gebracht. Dennoch blieben die Euthanasie-Verbrechen, mehr noch als die Judenvernichtung, in weiten Kreisen nicht nur der Arzteschaft, sondern der gesamten deutschen Bevolkerung uber Jahre verleugnet und verdrangt. Richter erinnert an jene Volksarzte, die glaubten, das Wohl des Volksganzen verlange die Opferung gesundheitlicher Individualinteressen, und die die Verschmelzung eugenischer und antisemitischer Vorstellungen etablieren halfen. Er warnt vor der Verdrangung des Ausrottungskrieges gegen psychisch Kranke, ebenso aber warnt er vor der Abgehobenheit einer aktuellen Bioethik-Diskussion. Er appelliert an die Moral und Verantwortung der Mediziner und setzt sich fur eine ethische Empfehlung ein, die die Wechselbeziehung zwischen der Menschlichkeit bzw. Unmenschlichkeit des Arztes im Umgang mit sich selbst und im professionellen Wirken im Auge hat.

16 citations


Journal ArticleDOI
01 Sep 1997-Psyche
TL;DR: In this article, a rekonstruktiv ermittelte historische Realitat in den Deutungsprozes einzubeziehen, weil nur durch das erinnerte and bezeugte reale Trauma dessen pathogene Logik durchbrochen werden konne.
Abstract: In den Anfangen der Psychoanalyse und ihrer Behandlungstechnik dominierte die Bestrebung, verdrangte traumatische Erinnerungen aus der infantilen Vergangenheit ans Licht zu bringen und bewust zu machen. Heute hingegen uberwiegt die Auffassung, die via regia zur Aufdeckung unbewuster Konflikte sei die ausschliesliche Analyse von Ubertragung und Gegenubertragung im Hier und Jetzt der analytischen Situation. Im Blick auf die NS-Vergangenheit und deren traumatische Erbschaft bei der zweiten und dritten Generation pladiert Bohleber dafur, die rekonstruktiv ermittelte historische Realitat in den Deutungsprozes einzubeziehen, weil nur durch das erinnerte und bezeugte reale Trauma dessen pathogene Logik durchbrochen werden konne. Die Rekonstruktion der traumatischen Realitat fordert die notwendige Abgrenzung von Phantasie und Wirklichkeit und macht beide einer sekundaren Bearbeitung zuganglich, wie der Autor anhand von Fallvignetten demonstriert. Sie hilft, die transgenerationellen Identifizierungen mit NS-Inhalten zu erkennen und damit die Generationsschranken zu sichern.

16 citations



Journal ArticleDOI
01 Jun 1997-Psyche
TL;DR: In this paper, Bohleber untersucht a psychoanalytischer Perspektive and unter Berucksichtigung historischer Gesichtspunkte the interdependenz und wechselseitige Verstarkung von Antisemitismus and Nationalismus.
Abstract: Goldhagens kulturell-kognitives Modell einer spezifisch deutschen Auspragung antisemitischer Mentalitat aufgreifend, untersucht Bohleber aus psychoanalytischer Perspektive und unter Berucksichtigung historischer Gesichtspunkte die Interdependenz und wechselseitige Verstarkung von Antisemitismus und Nationalismus. Der Autor analysiert einige der an diesem Prozes beteiligten nationalistischen und antisemitischen kollektiven Phantasmen sowie das komplizierte Wechselverhaltnis von kollektiver Mentalitat und individueller Psyche im deutschen nationalistischen Antisemitismus. Unter Einbeziehung der historischen Entwicklung zeigt Bohleber die solchen antisemitischen Phantasmen inharente Tendenz zur Radikalisierung und Grenzverwischung zwischen Vorstellung und Handlung, die unter Hitler ihren traurigen Hohepunkt fand, was der Autor am Beispiel der psychischen Beeinflussung der NS-Tater durch die antisemitische Ideologie beschreibt.

14 citations


Journal Article
01 Jul 1997-Psyche
TL;DR: In this article, a psychodynamisch einheitliches modell for separating-and triangulierungskonzepten is presented, in which a psychodynamic model for separating and triangulation is presented.
Abstract: Mithilfe einer differenzierenden und kritischen Anwendung von Separations- und Triangulierungskonzepten entwickelt die Autorin ein psychodynamisch einheitliches Modell fur die reiche Phanomenologie weiblicher und mannlicher Hysterie Sie bietet eine Erklarung fur das Zusammenwirken praodipaler und odipaler Faktoren bei der Hysterie und geht bei malignen wie benignen Hysterien von einem gleichen inhaltlichen Grundkonflikt aus Dieser Grundkonflikt besteht darin, das das Subjekt versucht, die odipale Triangulierung im Rahmen einer sexualisierten Beziehungsform mit dem gegengeschlechtlichen Elternteil zu verwenden, um die fehlende fruhe Triangulierung zu erzwingen (weibliche Hysterie) oder zu ersetzen (mannliche Hysterie) und damit die ursprunglich nicht gelungene Separation von der Mutter zu erreichen Rupprecht-Schamperas Theorieansatz erlaubt es, Konversionssymptome in ihrer interaktionellen Funktion zu verstehen, sie aber auch im Gesamtzusammenhang ihrer neurosenspezifischen Bedeutung zu betrachten

13 citations


Journal ArticleDOI
01 Feb 1997-Psyche
TL;DR: In this paper, Warsitz et al. show how Nietzsches Metapher eroffnet einen (Sprach-)Raum, der jenseits der Logik der traditionellen wissenschaftlichen Methodologien angesiedelt ist.
Abstract: Der Streit um den wissenschaftslogischen Ort der Psychoanalyse ist fast so alt wie diese selbst. Wollen die einen sie auf eine strenge Nomothetik festlegen und sie damit als eine Naturwissenschaft der Seele definieren, neigen die anderen dazu, sie als reine Hermeneutik bzw. Tiefenhermeneutik zu betrachten, die noch in den verworrensten psychischen Regungen einen »Sinn« erkennt. Ausgehend von einem Begriff psychoanalytischer Erfahrung, der sich weder szientifisch noch hermeneutisch engfuhren last, zeigt Warsitz, das Nietzsches Metapher vom »Horen mit dem Dritten Ohr« einen (Sprach-)Raum eroffnet, der jenseits der Logik der traditionellen wissenschaftlichen Methodologien angesiedelt ist. Wenn die Psychoanalyse eine Wissenschaft ist, dann eine solche, die man eine Grenz- oder Zwischenwissenschaft nennen mus.

12 citations


Journal Article
01 Sep 1997-Psyche
TL;DR: Sigusch as mentioned in this paper demonstriert der Autor, worauf der moderne, postfordistische Kapitalismus hinauslauft, auf die definitive Uberflussigmachung und Abschaffung des Individuums.
Abstract: Die moderne kapitalistische Gesellschaft, die unter dem Objektiv des Warentauschs und des systematisch erzeugten Wissens steht, treibt Sigusch zufolge ein neues Objektiv hervor, welches er mit dem Begriff der Hylomatie zu fassen versucht. Gesellschaftlicher Primat der Hylomatie heist, das einerseits die Subjekte sich ihrer Lebendigkeit nur noch dadurch versichern konnen, das sie alles zum Stoff »fur sich« machen, sich den unbelebten Dingen angleichen und so selber zum toten Stoff werden; das andererseits die Dinge – das Auto, der Fernseher, der Computer, das Internet etc. – gleichsam beseelt werden und auf diese Weise ein Eigenleben entfalten, welches das der Subjekte langst in den Schatten gestellt hat. An einer Fulle von Phanomenen aus Alltagsleben, Technik, Medizin und Wissenschaft demonstriert der Autor, worauf der moderne, postfordistische Kapitalismus hinauslauft – auf die definitive Uberflussigmachung und Abschaffung des Individuums. Diesem Sachverhalt kann nur eine pessimistische Theorie des Anthropofugalismus gerecht werden, die nicht hinter die kritischen Einsichten von Marx, Freud, Anders, Adorno und Foucault zuruckfallt.

11 citations


Journal Article
01 Jan 1997-Psyche

10 citations




Journal Article
01 Jun 1997-Psyche
TL;DR: In this article, the authors analyse Goldhagens Ausgangshypothese, derzufolge ein historisch tradierter Antisemitismus der Deutschen fur die Judenvernichtung im Dritten Reich verantwortlich sei, auf drei verschiedenen Ebenen: the Mikroebene der Individuen, der Mesoebene the Institutionen, and der Makroeben der deutsche Gesellschaft.
Abstract: Die Autoren analysieren Goldhagens Ausgangshypothese, derzufolge ein historisch tradierter Antisemitismus der Deutschen fur die Judenvernichtung im Dritten Reich verantwortlich sei, auf drei verschiedenen Ebenen: der Mikroebene der Individuen, der Mesoebene der Institutionen sowie der Makroebene der deutschen Gesellschaft. In der – zum Teil berechtigten – Kritik an Goldhagens Ergebnissen sehen Vogt und Vogt Abwehrmechanismen am Werk (Verkehrung ins Gegenteil, Projektion, Verleugnung, Rationalisierung, Derealisierung), deren Hauptmotiv in einem kollektiven, unbewusten, entlehnten deutschen Schuldgefuhl liegt. Dieses kollektive entlehnte Schuldgefuhl sei, neben echten Einsichtsprozessen, auch fur Goldhagens enormen personlichen Erfolg in Deutschland verantwortlich, da es auf ihn gerichtete Idealisierungen im Sinne unbewuster Erlosungshoffnungen und positive Identifizierungen begunstige.

Journal Article
01 Jan 1997-Psyche

Journal Article
01 Jun 1997-Psyche
TL;DR: In this article, Plessner erinnert daran, das der von Goldhagen so genannte eliminatorische Antisemitismus in eine Vielzahl historischer und sozialer Bedingungen, die ihn zumindest im Ruckblick als solchen erscheinen lassen.
Abstract: Es hat lange gebraucht, bis es in Deutschland moglich wurde, den Anteil der Wehrmacht, von Polizeibataillonen und etlichen anderen Organisationen am nationalsozialistischen Genozid an den Juden offentlich zu thematisieren. In diesen Kontext, der sich vermutlich erst in der zweiten und dritten Generation zu entfalten vermochte, gehort auch die Studie von Goldhagen, die einen Kernbereich des deutschen Vernichtungswillens, den Antisemitismus der Deutschen, ins Auge fast. Die Autorin erinnert daran, das der von Goldhagen so genannte eliminatorische Antisemitismus in eine Vielzahl historischer und sozialer Bedingungen – Deutschland als »verspatete Nation« (H. Plessner), die ihre prekare Identitat und ihren ethnisch definierten Zusammenhalt uber spezifische Ausgrenzungsmanover gegenuber Fremden und Projektion des Selbsthasses nach ausen zu finden suchte – eingebettet war, die ihn zumindest im Ruckblick als solchen erscheinen lassen. Nur wenn es gelinge, so die These der Autorin, die Kette von Selbsthas, Idealisierung des Autoritaren, Unterwerfungsbereitschaft und Sadismus zu sprengen und den anderen als Mitmenschen anzuerkennen, sei es moglich, der Gewalt nach innen wie nach ausen zu entsagen.


Journal Article
01 Jul 1997-Psyche
TL;DR: In this article, Gedo beschreibt seine Erfahrungen mit Analysandinnen und Analysands, die neben einer unauffalligen Personlichkeitsorganisation ein psychotisches Selbst enthullten und deren grosenwahnsinnige Uberzeugungen sich als nicht beeinflusbar erwiesen.
Abstract: Ausgehend von einer kurzen Kritik an Winnicotts Begriffen des wahren und falschen Selbst fuhrt der Autor die Begriffe des verruckten und gesunden Selbst ein. Anhand einiger Fallvignetten beschreibt Gedo seine Erfahrungen mit Analysandinnen und Analysanden, die neben einer unauffalligen Personlichkeitsorganisation ein psychotisches Selbst enthullten und deren grosenwahnsinnige Uberzeugungen sich als nicht beeinflusbar erwiesen. Die Resistenz dieses psychotischen Teil-Selbst geht nach Gedo auf fruhkindliche Erfahrungen und Phantasien zuruck, die ursprunglich nicht symbolisiert werden konnten, sondern von der Entwicklung des gesunden Selbst abgespalten werden musten und somit zu einem unhinterfragbaren Teil der Selbstdefinition wurden.

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01 Nov 1997-Psyche
TL;DR: In this article, the authors discuss determinierende Prasenz des Vaterlichen im Sinne einer Ambivalenz oder Spannung: die stete Anwesenheit des symbolischen Vaters kann ebenso auf die Wiederkehr des Verdrangten im Gewand des Wieserholungszwangs verweisen wie auf the Einhaltung und Befestigung fundamentaler Gesetze der menschlichen Kultur.
Abstract: Die Wahrheit uber die Geburt der Psychoanalyse zu ermitteln, ist nicht so sehr Sache historischer Rekonstruktion – wie es, nach Ranke, wirklich gewesen ist – als vielmehr eine der nachtraglichen Konstruktion und sinngebenden Deutung. Von dieser Pramisse ausgehend, situiert der Autor das Werk Freuds sowohl werkgeschichtlich als auch von der Freudschen Biographie her in einem symbolischen Feld, welches ganz und gar einer paternalen Tradition und Gesetzgebung unterstellt ist. Sowohl die realen Vater und Vorbilder – Jakob Freud, Breuer, Brucke, Charcot, Flies, Hammerschlag – als auch die symbolischen Vatergestalten – Odipus, Moses – determinieren Freuds Werk von der Aphasiestudie (1891) uber »Totem und Tabu« (1912/13) bis zum »Mann Moses« (1939) und begleiten es wie ein unheimlicher Gast oder ein Geist. Heim diskutiert diese determinierende Prasenz des Vaterlichen im Sinne einer Ambivalenz oder Spannung: Die stete Anwesenheit des symbolischen Vaters kann ebenso auf die Wiederkehr des Verdrangten im Gewand des Wiederholungszwangs verweisen wie auf die Einhaltung und Befestigung fundamentaler Gesetze der menschlichen Kultur.

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01 Aug 1997-Psyche
TL;DR: In this article, a psychoanalytikerin Leuzinger-Bohleber and a Literaturwissenschaftlerin von Hoff halt ihre Interpretation offener, der eine Vielzahl von Interpretationsmoglichkeiten anbietet and Leserinnen und Leser zu einer je eigenen Lektureweise auffordert.
Abstract: Die Autorinnen demonstrieren am Beispiel von Elfriede Jelineks im Jahre 1989 erstmals erschienenen Text »Lust« einen konkreten interdisziplinaren Dialog zwischen einer Psychoanalytikerin und einer Literaturwissenschaftlerin. Die Psychoanalytikerin Leuzinger-Bohleber zeigt anhand des Ubertragungskonzepts und unter Einbeziehung ihrer analytischen Arbeit mit psychogen sterilen Frauen, deren Hauptsymptomatik sich in Kindsmordphantasien auserte, das diese todbringende Form weiblicher Sexualitat auch in Jelineks Text als zentrales Thema erscheint. Die Literaturwissenschaftlerin von Hoff halt dagegen ihre Interpretation offener. Sie analysiert den Text als einen postmodernen, der eine Vielzahl von Interpretationsmoglichkeiten anbietet und Leserinnen und Leser zu einer je eigenen Lektureweise auffordert. Die Autorinnen zeigen, das der interdisziplinare Dialog, bei dem sich keiner im anderen verliert, vielmehr die Differenzen beider Disziplinen wachgehalten werden, die eigene Wahrnehmung vorantreiben und fur den Verstehensprozes fruchtbar sein kann.

Journal Article
01 Feb 1997-Psyche
TL;DR: In this paper, an autor untersucht die Zeitstruktur der psychoanalytischen Situation und die Moglichkeiten ihrer Storung.
Abstract: Der Autor untersucht die Zeitstruktur der psychoanalytischen Situation und die Moglichkeiten ihrer Storung. Dabei thematisiert er die zeitlichen Begrenzungen des Rahmens, die durch die Stunden- und Tageszeitterminierungen vorgegeben sind, aber auch durch das (Ubertragungs-)Alter des Analytikers und des Patienten. Die Storung des Rahmens und des Prozesses kann aus dem Wunsch resultieren, diese zeitlichen Limitierungen zu nivellieren oder aufzuheben, wie der Autor anhand von Fallvignetten illustriert.



Journal Article
01 Apr 1997-Psyche
TL;DR: In this paper, Schafer beschreibt der Autor die theoretischen und behandlungstechnischen Weiterentwicklungen der psychoanalyse Melanie Kleins durch eine Gruppe zeitgenossischer britischer Kleinianer, die sich um Betty Joseph gebildet hat.
Abstract: In einer umfassenden Uberblicksarbeit beschreibt der Autor die theoretischen und behandlungstechnischen Weiterentwicklungen der Psychoanalyse Melanie Kleins durch eine Gruppe zeitgenossischer britischer Kleinianer, die sich um Betty Joseph gebildet hat. Indem Schafer die Vorzuge und Probleme wie auch die zum Teil eigenstandigen, zum Teil an der klassischen freudianischen Praxis orientierten ich-psychologischen Aspekte ihres Ansatzes herausarbeitet, weist er diese Gruppe britischer Kleinianer als »kleinianische Freudianer« aus, was er an einem Fallbeispiel demonstriert. Abschliesend prasentiert der Autor eine eigene Einschatzung der theoretischen und methodischen Implikationen dieser Form analytischer Arbeit.

Journal Article
01 Dec 1997-Psyche
TL;DR: Blumenberg as mentioned in this paper entstammen Blumenberg zufolge der tradition einer dreifachen kulturgeschichtlichen Verdrangung des Judentums: durch die Institutionalisierung des Christentums, die Aufklarung and den Nationalsozialismus.
Abstract: Anknupfend an die von Alexander und Margarete Mitscherlich analysierte »Unfahigkeit zu trauern«, zentriert der Autor seine Uberlegungen um das (Nicht-)Erinnern und (Nicht-)Durcharbeiten des Antisemitismus, in welchem sich in wenngleich verzerrter Gestalt, in einer Gegenbesetzung, eine Beziehung zum Judentum ausdruckt. Die Schwierigkeiten, diese Gegenbesetzung zu dechiffrieren und sich erinnernd mit dem »Juden« in Beziehung zu setzen, entstammen Blumenberg zufolge der Tradition einer dreifachen kulturgeschichtlichen Verdrangung des Judentums: durch die Institutionalisierung des Christentums, die Aufklarung und den Nationalsozialismus. Diese die judischen Wurzeln der abendlandischen Kultur entwertende Tradition fluchtet sich in purifizierende, Ambivalenzen aufhebende Tendenzen und tragt den Keim zur Selbstzerstorung in sich. Die Ausloschung der Erinnerung an den vorausgesetzten eigenen Ursprung, die eine zentrale Dimension judischen Denkens darstellt, erweist sich als der Herkunftsort des Antisemitismus. Erst im Durcharbeiten des Antisemitismus, d. h. in der Wiederherstellung der Erinnerung wird es moglich, (Kultur-)Geschichte zu schreiben.


Journal Article
01 Mar 1997-Psyche
TL;DR: In this article, Klein and Bion finden eine Antwort auf die Frage, mit welchen rhetorischen Mitteln es dem Nationalsozialismus gelang, bei den Adressaten ihrer Politik die Suspendierung der Urteilskraft zu erreichen.
Abstract: Im Licht der Erkenntnisse von Melanie Klein und Wilfred R. Bion uber psychotische Massenbildung suchen die Autoren eine Antwort auf die Frage, mit welchen rhetorischen Mitteln es dem Nationalsozialismus gelang, bei den Adressaten ihrer Politik die Suspendierung der Urteilskraft zu erreichen. Vor allem am Beispiel der beruchtigten Sportpalastrede von Goebbels nach der Niederlage von Stalingrad demonstrieren sie, das und wie die NS-Propaganda an zentrale Elemente der Religion anknupft, nicht zuletzt in der Beschworung eines Ursprungsmythos, indem sie kindliche Allmachtsgefuhle projektiv vergegenwartigt. Anders freilich als die Religion, die auf Balance und Stabilisierung des Ich zielt, zielt der nationalsozialistische Mythos auf rauschhafte Regression, in welcher die Urteilskraft kollektiv untergeht.

Journal Article
01 Aug 1997-Psyche
TL;DR: The Traumtheorie von Moser and von Zeppelin auf die Poesie an is a paraphrases of Traum-Poesie, e.g., this article, in which Moser demonstriert das Verhaltnis von kognitiven Strukturen und affektiven Information.
Abstract: Traume und Poesie sind imaginative Prozesse. Und da sich der Transfer einer Theorie schon oft als fruchtbar erwiesen hat, wendet der Autor die Traumtheorie von Moser und von Zeppelin auf die Poesie an. Beide seien mentale Mikrowelten, die im Rezipienten Erleben – Affekte, Phantasien und Bilder – hervorriefen. Beide seien des weiteren sprachlich formulierte Mikrowelten, die den Ubergang von der vorsprachlichen zur sprachlichen Innenwelt offenlegten. An Traum und Poesie lasse sich – obwohl der Traum keine primar sprachlich verfaste Mikrowelt ist – das Verhaltnis von kognitiven Strukturen und affektiven Informationen untersuchen. Am Beispiel der Texte von Autisten demonstriert Moser das Verhaltnis von vorsprachlicher und sprachlicher Innenwelt. Er fuhrt den Beweis, das die inneren Mikrowelten von Autisten der Regulierung von Sicherheit, der »Plazierung« von Affekten, Objekten etc., dienen. Anhand des in seiner Traumtheorie entwickelten Konzepts des »Place« und des Begriffs des »Positionsfeldes« zeigt der Autor, wie diese Regulierung von Sicherheit funktioniert, wobei er weitere poetologische Texte hinzuzieht und immer wieder auf Analogien wie Differenzen von Traum und Poesie hinweist.


Journal Article
01 May 1997-Psyche
TL;DR: In this paper, Kaminer macht dafur eine verbreitete psychische Grundstruktur verantwortlich, deren Kern ein verinnerlichte Vernichtungswelt war, die in der NS-Zeit externalisiert und an anderen exekutiert wurde.
Abstract: Aufgrund einer Reihe historischer und psychosozialer Indikatoren geht der Autor davon aus, das der Nationalsozialismus keine Entgleisung der deutschen Geschichte war, sondern den verborgenen Teil einer spezifischen deutschen Normalitat zum Vorschein brachte. Das Beangstigende sei die Normalitat der Tater gewesen, mit der sie das Geschaft der Vernichtung von Juden, Zigeunern und Geisteskranken betrieben haben. Kaminer macht dafur eine verbreitete psychische Grundstruktur verantwortlich, deren Kern eine verinnerlichte Vernichtungswelt war, die in der NS-Zeit externalisiert und an anderen exekutiert wurde. Die Ablehnung von Schwache, Ohnmacht und Hilflosigkeit, die vom NS gepredigt wurde und sich auch in der padagogischen und psychiatrischen Literatur der zwanziger, dreisiger und vierziger Jahre findet, deutet auf abgewehrte Selbstanteile hin, die auf das Fremde projiziert wurden – der »Volkskorper« sollte gereinigt und die ihm zusetzenden »Schadlinge« »vertilgt« werden. Viel spricht dem Autor zufolge dafur, das eine Erziehung, die vermittels »Seelenmord« an Kindern diese spater zu fuhllosen Tatern werden last, nach wie vor wirksam ist und das sich hinter der Fassade einer scheinbar harmlosen Normalitat weiterhin ein morderisches Potential verbirgt.

Journal Article
01 Apr 1997-Psyche
TL;DR: In this article, Ornstein and Ornstein stellen the selbstpsychologische Sichtweise eines primaren Bedurfnisses des Individuums nach Verbundenheit in den Vordergrund and zeigen, das in der psychoanalytischen Behandlung nicht das Aufdecken verborgener Affekte and Motive von zentraler Bedeutung ist, sondern the Analyse der Verletzlichkeiten des Selbst, die der
Abstract: Anders als die Freudsche Psychoanalyse, die Aggression als Trieb auffast, entwirft die Kohutsche Selbstpsychologie das Konzept normaler, gesunder Aggression als Selbstbehauptung einerseits und morderisch-zerstorerischer Aggression – der narzistischen Wut – andererseits. Narzistische Wut ist der durch destruktive Rachsucht gekennzeichnete Ausdruck eines geschwachten fragmentierten Selbst und der gleichzeitige Versuch, die verlorene Selbstkohasion wiederherzustellen. Ornstein und Ornstein stellen die selbstpsychologische Sichtweise eines primaren Bedurfnisses des Individuums nach Verbundenheit in den Vordergrund und zeigen, das in der psychoanalytischen Behandlung nicht das Aufdecken verborgener Affekte und Motive von zentraler Bedeutung ist, sondern die Analyse der Verletzlichkeiten des Selbst, die der Entstehung von Wut zugrundeliegen. Zwei kurze Fallvignetten demonstrieren den Symptomcharakter narzistischer Wut wie auch die klinischen Fahigkeiten der Autoren.

Journal Article
01 Mar 1997-Psyche
TL;DR: Fetscher weist nach, das die Vertreter der interaktionellen Betrachtungsweise trotz ihrer Kritik auf den Begriff einer objektiven Realitat als eines regulativen Prinzips nicht verzichten konnen and der klassische Ubertragungsbegriff als Kernkonzept seine zentrale Bedeutung behalt as mentioned in this paper.
Abstract: Der Begriff der Ubertragung hat seit seiner Entdeckung durch Freud verschiedene Definitionen erfahren. Ausgehend von der Freudschen Auffassung der Ubertragung als einer Wiederholung infantiler Erlebnis- und Handlungsweisen und damit verzerrter, pathologischer Realitatswahrnehmung, uber die Entdeckung der Gegenubertragung bis hin zur Annahme zeitgenossischer Psychoanalytiker, die ein – den objektiven Realitatsbegriff infrage stellendes – soziales Konzept der Ubertragung als eines ubiquitaren Interaktionsgeschehens in den Vordergrund stellen, zeigt der Autor die Entwicklungsphasen des Ubertragungskonzepts auf. Fetscher weist nach, das die Vertreter der interaktionellen Betrachtungsweise trotz ihrer Kritik auf den Begriff einer objektiven Realitat als eines regulativen Prinzips nicht verzichten konnen und der klassische Ubertragungsbegriff als Kernkonzept seine zentrale Bedeutung behalt.