Seit dem Erscheinen des ersten physiologischen Abschnittes dieser Abhandlung sind ein paar Jahre verstrichen. In diesen Jahren hat sich das Augenmerk eines viel grosseren Teils der deutschen medizinischen Welt, als es fruher der Fall war, auf die Fragen des Wachstums und Alterns gelenkt. Verschiedene Umstande haben dazu beigetragen: erstens hat der Krieg (der ubrigens auch an der verspateten Abfassung dieses 2. Teiles Schuld tragt) durch die Hungerblockade die besondere Aufmerksamkeit auf die Storungen der Entwicklung unseres Nachwuchses gerichtet; die Sorge um seine Aufzucht unter misslichen Ernahrungsverhaltnissen sah in der Beeintrachtigung des Wachstums der Kinder einen Massstab fur die Wirkung der Unterernahrung; fur Familie, Schule und Staat wurde so das Wachstumsproblem ein dringliches. Diese Dringlichkeit druckt sich deutlich in der vermehrten Beschaftigung der forschenden Arzte mit unserem Gegenstand aus; ein Blick vor allem in das padiatrische Schrifttum zeugt davon, wie rege und vielseitig die Wachstumsfragen neuerdings in Angriff genommen wurden. Nicht als ob die Kinderheilkunde fruher an ihnen vorbeigegangen ware, dazu waren sie fur den Kinderarzt immer zu wichtig; aber neben die experimentelle und physiologisch-chemische Forschung trat unter dem Zwang der Gegenwart die Massenuntersuchung anthropometrischer Art und die statistische Methode.

Kraft und Stoff im Haushalt des Lebens1)

Wachstum und Altern

Das Verbum „wachsen“ und seine Abstraktbildung „Wachstum“ erfreuen sich im allgemeinen und wissenschaftlichen Sprachgebrauch einer sehr grosen Beliebtheit. Nicht nur die Lebewesen, Tiere, Pflanzen und Bakterien wachsen, sondern auch unbelebte Dinge. Der Kristall wachst, die zu Tal donnernde Lawine wachst, die Flut eines Stromes wachst. Der englische Astronom Hoyle (1951) beschreibt das Wachstum der Fixsterne, die durch den kosmischen Staub dahintreiben und hierbei Staubmassen auffegen und anlagern. Auser materiellen Dingen wachsen auch Energien, Krafte und Gefuhle.

Quantitative Biologie und Morphologie des Wachstums einschließlich Hypertrophie und Riesenzellen

Wachstum und Altern: Erster, physiologischer Teil

Über Wachstum: A. Allgemeiner Teil

Nach den verschiedensten Richtungen setzt sich das Leben fort; auch scheint es unendlich zu sein, denn in nie aufhorender Folge und unerschopflicher Fulle bevolkern Organismen jeder Art seit undenklichen Zeiten die Erde. Insofern spricht man wohl von einer Unsterblichkeit des Lebendigen, aber sie kann nur das Leben als solches, niemals jedoch die einzelnen Formen betreffen, unter denen es auftritt. Im Gegenteil gehort es zum Wesen des Lebens der Organismen, das es in einem gewissen Umfang begrenzt ist und das jedes Individuum, sei es pflanzlicher oder tierischer Natur, fruher oder spater dem Tode verfallt. Diesem kann mehr oder weniger deutlich wahrnehmbar eine allmahliche Abnahme der Leistungsfahigkeit und im engen Zusammenhang damit eine als Verschlechterung erscheinende, mit der Zeit zunehmende Veranderung der morphologischen Bestandteile des Korpers vorausgehen, welche Erscheinungen als Altern des Menschen, wie der Tiere und Pflanzen allgemein bekannt sind.

Kraft und Stoff im Haushalt des Lebens1)

Citations

Wachstum und Altern

Quantitative Biologie und Morphologie des Wachstums einschließlich Hypertrophie und Riesenzellen

Wachstum und Altern: Erster, physiologischer Teil

Über Wachstum: A. Allgemeiner Teil

Altern und Sterben bei Tieren und Pflanzen

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