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Dienstbotenlektüre im 18. und 19. Jahrhundert in Deutschland

Rolf Engelsing
- 01 Dec 1968 - 
- Vol. 13, Iss: 3, pp 384-429
TLDR
In this paper, Dietrich Schlegl et al. verwahren, das Thema einer Marotte halber gewahlt zu haben and bei einer Art der Geschichtsbetrachtung and Geschichtsschreibung stehen geblieben zu sein, von der es schon zur Zeit Wilhelm Giesebrechts sarkastisch hies, sie sei „eine Olla podrida von tausend Wunderlichkeiten
Abstract
Wir wollen es keinem Leser verargen, wenn er befurchtet, das ihn in diesem Aufsatz ein Kehraus der Kulturgeschichte erwartet. Hat die Disziplin nicht langst ihren Offenbarungseid geleistet und, was irgend an Werten greifbar war, an ihre Hauptglaubiger, z. B. an die Diszi-plinen Volkskunde und Geistesgeschichte abgetreten? Man wird es aber auch uns nicht verargen, wenn wir uns dagegen verwahren, das Thema einer Marotte halber gewahlt zu haben und bei einer Art der Geschichtsbetrachtung und Geschichtsschreibung stehen geblieben zu sein, von der es schon zur Zeit Wilhelm Giesebrechts sarkastisch hies, sie sei „eine Olla podrida von tausend Wunderlichkeiten”, und von der wir selbst behaupten, sie sei nicht erst durch eine wissenschaftliche Entwicklung uberholt worden, sondern ihrem Wesen nach von Anfang an uberholungsbedurftig gewesen. Obwohl wir diese Art Kulturgeschichte nicht im Sinn haben, wollen wir das Problem der Kulturgeschichte nicht ganz auf sich beruhen lassen. Denn da sie nun einmal schon zur Zeit Giesebrechts „ein so vieldeutiger und viel misdeuteter Name” war, kann man sich nicht einfach dadurch sicherstellen, das man darauf verweist, das in der Epoche des Imperialismus die Kulturgeschichte, die sich in der baurgerlichen Gesellschaft vieler Anhanger erfreute, die aber vom Staat allenfalls gleichgultig betrachtet wurde und kaum uber Lehrstuhle verfugte, von der Politischen Geschichte, die nach der Grundung des Deutschen Reiches von der burgerlichen Gesellschaft aufgewertet wurde, dem jungen nationalen Machtstaat vonnoten war und uber zahlreiche Lehrstuhle verfugte, in einem sehr ungleichen Kampf aus dem Felde geschlagen wurde. Genugte es, hierauf zu verweisen, so liese sich nach dem Spruch: nomen est omen auf das allgemeine Los der Besiegten kommen und behaupten, die Kritik an der Kulturgeschichte sei blose Kritik am Namen Kulturgeschichte, Kritik an einer ohnmachtigen und verdrangten Disziplin, Kritik, die Auswuchse statt der Sache selbst zur Zielscheibe nahm und falschlich „eine Olla podrida von tausend Wunderlichkeiten” dem Gespott von Zunft, Verwaltung und Offentlichkeit preisgab, wahrend beispielsweise einem Lamprecht doch nur etliche Schludrigkeiten und Irrtumer nachzusagen waren. Ist aber nicht Dietrich Schafer, der Herold der triumphierenden Politischen Geschichtsschreibung, in-zwischen mit seinem ganzen System, aller Stichhaltigkeit des Details ungeachtet, hinfallig und anruchig geworden?

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