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Formgeschichtliches zu den Seligpreisungen Jesu

Eduard Schweizer
- 01 Jan 1973 - 
- Vol. 19, Iss: 2, pp 121-126
TLDR
In this article, the Vorlagen charakteristische Unterschiede auf, die hier zusammengestellt werden sollen, wobei der spater zugewachsene Spruch uber die Verfolgten hier nicht berucksichtigt wird.
Abstract
Am Anfang der Feldrede stehen bekanntlich drei (Luk. vi. 20 f.), am Anfang der Bergpredigt acht Seligpreisungen oder Heilrufe (Matth. v. 3–10), wobei der spater zugewachsene Spruch uber die Verfolgten hier nicht berucksichtigt wird. Bei Lukas sind die Heilrufe durch entsprechende Weherufe erganzt. Beide Versionen zeigen gegenuber den Vorlagen charakteristische Unterschiede auf, die hier zusammengestellt werden sollen.

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Stud.
19, pp. 121-126
EDUARD SCHWEIZER
FORMGESCHICHTLICHES
ZU DEN
SELIGPREISUNGEN JESU
Am Anfang der Feldrede stehen bekanntlich drei (Luk. vi. 20 f.), am Anfang
der Bergpredigt acht Seligpreisungen oder Heilrufe (Matth.
v.
3-10), wobei
der spater zugewachsene
1
Spruch iiber
die
Verfolgten hier nicht beriick-
sichtigt wird.
Bei
Lukas sind
die
Heilrufe durch entsprechende Weherufe
erganzt. Beide Versionen zeigen gegeniiber
den
Vorlagen charakteristische
Unterschiede
auf,
die hier zusammengestellt werden sollen.
Obwohl
es
einzelne formal ahnliche Formulierungen
in der
griechischen
Literatur gibt,
2
sind die Parallelen vor allem im Alten Testament und Juden-
tum
zu
finden.
3
Auffallend
ist
zunachst, daB
es
Reihen von mehr
als
zwei
Heilrufen
4
oder das Nebeneinander von
'
heil'
und
' wehe' sonst kaum gibt.
Heil-
und
Weherufe, eingeleitet
mit
n^N/'in oder 'IN/S, pccK&pios/oual,
sind namlich klar
zu
scheiden
von den
Segens-
und
Fluchworten
des
Gesetzesstils,
die mit
-]na/*Ti*iN, suAoyr|p^vos/(ETTt)KccT(5cpaTO5 formuliert
werden. Bei diesen finden sich sowohl langere Reihen wie das Nebeneinander
positiver
und
negativer Aussagen (Deut. xxvii.
i4ff.;
xxviii.
1
ff., 15
flf.).
Ansatze
zu
Reihen
von
Heilrufen kommen Sir. xxv. 7-10 vor,
wo der ge-
priesen wird,
der
nach den Regeln der Weisheit lebt. Hier folgen sich meh-
rere Relativ-
und
Partizipialsatze; freilich so, daB nocK&pios
nur
einmal
(in
einer Handschrift zweimal) wiederholt wird. Wohl aber gibt es Reihen von
prophetischen Weherufen, wahrscheinlich inspiriert
von den
Fluchreihen
der Gesetzesverkiindigung (Jes.
v.
8 fF.). Das Nebeneinander von 'heil'
und
'wehe'
ist mir nur
Pred.
x.
16
f., wo der
Text einigermaBen verderbt
ist,
begegnet, auBerhalb des Alten Testaments auch in syr. Bar. x. 6
f,
christlich
in Did.
i.
5.® Allerdings mischen sich
die
Gattungen spater, aber doch
in
1
J.
Dupont,
Les
Beatitudes,
'(1969),
379-81;
vgl. ^1954), 89, 178.
8
Vgl.
F.
Hauck,
Th.W. iv,
366
f.:
yonciipios,
60-ris
vouv
E/cov
-nuqi
6E6V
(Eur.
fr. 256) usw.
* Zur Geschichte der Heilrufe im Alten Testament und Judentum vgl. E. Lipinski, 'Macarismes
et Psaumes de congratulation',
Revue Biblique
LXXV
(1968), 321-67. Ob das vorexilische Spruchgut
der Weisheitsliteratur oder, wie Lipinski denkt, im Kult verankerte Psalmworte am Anfang stehen,
ist umstritten. Neben dem Jesajabuch enthalten vor allem Hiob, Spriiche und Sirach Makarismen.
4
Doppelspriiche sind z. B. Ps. lxxxiv. 5
f.;
cxix.
1
f.;
cxliv. 15
zu
finden.
6
C. H. Dodd, 'The Beatitudes: a form-critical study',
More
New
Testamen tStudies
(1968),
3,
weist
noch auf
Jes.
iii.
10
f.
hin; doch
ist
dort 'heil'
nur zu
konjizieren. Jer. xvii. 5
ff.
stellt stilgemaB
' verflucht' und 'gesegnet' einander entgegen. Ps.
i.
1
fF. ist sachlich verwandt, aber als Heilspruch
formuliert. Ist die Vorliebe
fur
'heil' darauf zuriickzufuhren, daB 'gesegnet' immer mehr
fur
Gott
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122 EDUARD SGHWEIZER
erstaunlich geringem Masse. Heilruf und Segensspruch stehen Ps. cxxviii.
i
und 4 nebeneinander, wo aber nicht das typische Partizip 'gesegnet', sondern
eine andere Verbform erscheint. Ahnlich verhalt
es
sich Tob. xiii. 14—16,
wo noch
ein
Fluch wort als Kontrast dazutritt. Sir. xxviii. 19 tritt notK&pios
neben KCCTap&aaa0E
in
Vers 13. Hingegen zeigt sich die Mischung
der
For-
men
im
slavischen Henochbuch. Auch das Slavische
1
unterscheidet namlich
zwischen
dem
'gesegnet'
des
Gesetzesstils
(blagosloven,
Deut. xxviii.
3 ff.)
und dem 'heil' der Seligpreisung (si. Hen. xlii), ebenso zwischen 'verflucht'
(prokljat,
Deut. xxvii.
15
ff.)
und
'wehe'
{gore,
Matth. xxiii.
13
ff.).
SI. Hen.,
lii enthalt nun eine Reihe von Fluchworten, die vermutlich auf eine Reihe
prophetischer Wehe
(gr.
Hen. xcviii. 9-xcix.
2)
zuriickgehen.
2
Neben
die
Fluchworte miiSten eigentlich Segensworte treten, wie es si. Hen. lii.
11-13
auch stilgemaG
der
Fall ist.
In den
Versen
1-10
aber stehen Heilrufe,
wie
iibrigens auch in der langeren Reihe in Kap. xlii und in Einzelworten (xli.
2;
xlviii. 9); vielleicht noch
im
Nachklang
an
die Vorlage der Weherufe in gr.
Hen. xcviii
f. Da es
sich
um
eine, wohl erst
im
friihen Mittelalter durchge-
fuhrte Uebersetzung eines verlorenen griechischen Originals
ins
Slavische
handelt,
ist
durchaus mit ungenauer Uebersetzung
zu
rechnen.
3
Immerhin
wird, aufs ganze gesehen, deutlich,
daS
vermutlich
die
Fluchreihen
der
Gesetzespredigt
zu
Reihen von Weherufen
in der
prophetischen Verkundi-
gung wie zur Zusammenstellung verschiedener Heilrufe gefiihrt haben, und
da6
das
Nebeneinander
von
Segen
und
Fluch dort auch gelegentlich
zur
Zuordnung von Heil- und Weherufen fiihrte.
Die Heilrufe
zu
Beginn der
Feldrede unterscheiden
sich also von den
Vorlagen
darin,
dafi sie
in
Reihen
erscheinen
und
mit
Weherufen zusammengestellt
sind.
Beides weist
auf eine Weiterbildung,
wie sie vor
allem
in
prophetisch-apokalyptischer
Literatur
vorkommt, ist jedenfalls nicht direkte Fortsetzung des Stils der Weisheitsworte.
i
reserviert wird (Hinweis raeines Assistenten H.-P. Hasenfratz)
?
Talmudbeispiele bei Lipinski, loc.
cil. 362. Zu vergleichen ist auch ath. Hen. xcix. 10 neben 11-16.
1
Hilfe verdanke ich meinem Kollegen P. Brang und seinen Mitarbeitern im slavischen Institut
der Universitat Zurich, besonders Frl.
I.
RakuSa.
2
A. Vaillant, Le
Livre des Secrets
d'Henoch
(1952, mit slavischem Text),
x.
8
Dupont,/oc.ci(.
2
i (1969), 332ff.;Vgl. 276, Anm.4(Qumranfragment mit vierfachem 'heil').
4
Ich bin der Meinung, daS die drei Heilrufe Luk. vi.
20
f. auf Jesus zuriickgehen (ohne
vOv),
nicht
aber die entsprechenden Weherufe. Freilich sind diese von der Formgeschichte her durchaus ada-
quat und eigentlich zu erwarten (vgl. die Entwicklung innerhalb der Henochliteratur); denn Rei-
hungen setzten bei den Wehe-, nicht bei den Heilrufen ein. Gegen urspriingliche Zugehorigkeit der
Weherufe spricht aber ihre Stellung hinter dem sekundar zugewachsenen Heilspruch an die Verfolg-
ten Luk. vi. 22
f.
(vgl. Anm.
1
auf
S.
121), vor allem aber die Beobachtung, daBLuk. vi. 25A schon
beideVariantendesHeilspruchs,
das
'Weinen' des urspriinglichen und das 'Trauern'
des
(wohl nach
Jes.
lxi. 2) korrigierten Rufs (Matth. v. 4), kombiniert und daS vielleicht dariiber hinaus auch Luk.
vi.
24
Kenntnis der Matth. v.
4
tradierten Version verrat (' trosten/Trost'). Der umgekehrte Vorgang,
daS namlich der Weheruf Matthaus zur Anderung bestimmt hatte (H. Frankmolle, 'Die Makaris-
men (Matth. v. 1-12; Luk. vi. 20-3)',
Bibl.
^eitschr.
xv [1971], 64) ist unwahrscheinlich, weil dann
die Angleichung
an
Jes.
lxi, die
auch Frankmolle sonst annimmt (68-71).
an
dieser Stclle rein
zufallig entstanden ware. Ebenso fraglich
ist
Duponts Ansicht, daS die auf Jesus zuruckgehende
Anspielung auf
Jes.
lxi
(loc.
cit.
11.
123-9)
erst
bei Lukas verschwunden sei ('226). Da er sekundare
EntstehungderWeherufebeiLukasannimmt(iii</. 43-5,109-13), ware die
im
Heilrufverschwundene
Anspielung im Wehe plotzlich wieder halbwegs aufgetaucht.
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FORMGESCHICHTLICHES ZU DEN SELIGPREISUNGEN JESU 123
II
Bei Segensspriichen wie Heilrufen ist die Formulierung in dritter Person die
iibliche. Die Anrede in zweiter Person findet sich in den Segens- und Fluch-
worten des Gesetzesstils (Deut. xxviii. 3 ff.). Dringt sie von dorther in pro-
phetische (Jes. xxxiii. 1) oder apokalyptische (ath. Hen. xcvii. 7 f.; xcviii.
9 ff.; ciii. 5) Weherufe ein? Fur den Heilruf ist sie auBerordentlich selten.
Sie findet sich, wenn ein ganzes Land oder Volk angesprochen wird (Deut.
xxxiii.
29;
Jes.
xxxii. 20; Pred. x. 17; vgl. 1. Kon. x. 8).
1
DaB in ath. Hen. ciii.
5 der Weheruf in zweiter, der entsprechende Heilruf in dritter Person formu-
liert ist, mag Zufall sein, da es sich dabei um keine echte Entsprechung han-
delt, sondern um das torichte Geschwatz der Leute, die die seligpreisen,
denen doch das apokalyptische Wehe gilt. Wohl aber dringt die zweite Per-
son in die prophetisch-apokalyptische Zusage des Heils ein: 'Heil euch
Gerechten und Auserwahlten; denn herrlich wird euer Los sein' (ath. Hen.
lviii. 2).
Haufiger findet sich die zweite Person im Heilruf
des
Neuen Testamentes,
zunachst in besonders gelagerten Fallen, wo eine einzige Person in einer ganz
bestimmten, einmaligen Situation angesprochen wird. Sachlich entspricht
dies dem Heilruf der Lea bei der Geburt eines Sohnes: ' Heil mir; denn
seligpreisen werden mich die Frauen' (Gen. xxx. 13). Selbstverstandlich kann
hier nicht ein allgemeingultiges Weisheitswort, sondern nur ein auf die ein-
malige Situation zugeschnittener Heilruf erscheinen. Ahnlich steht es im
Neuen Testament; nur da6 die heilsgeschichtliche Situation, in der ein
Mensch aufgrund des Handelns Gottes an ihm gepriesen wird, noch eindeu-
tiger eschatologischen Gharakter angenommen hat. In diesem Sinne ist der
Heilszuspruch Matth. xvi. 17 zu bewerten: 'Heil dir, Simon!' (vgl. Luk. i.
45).
Formal bildet das Wort Luk. x. 23 einen Ubergang; es ist zwar in
dritter Person mit einer gewiBen Allgemeingultigkeit formuliert, beschreibt
aber tatsachlich die einmalige eschatologische Situation der Jiinger Jesu:
'Heil den Augen, die sehen, was ihr sehet!' Da Matth. xiii. 16 den gleichen
Satz in scharfen Gegensatz zu den fur Jesu Gleichnisverkiindigung tauben
und blinden Menschen stellt, beginnt er mit vorangestelltem Oucov: 'Heil
euren Augen...!' Sachlich werden damit VerheiBungen aufgenommen, wie
wir sie in den Salomopsalmen, dort aber noch in dritter Person gesprochen,
finden: 'Heil denen, die injenen Tagen leben, zu sehen...' (xvii. 44; xviii.
6).
Erst Luk. xiv. 14 und Joh. xiii. 17 wird die Formulierung in zweiter Per-
son 'enteschatologisiert' und auf alle angewendet, die den Dienst der Liebe
ausiiben.
2
Das impliziert zwar noch, daB es sich um Menschen der Heilszeit
1
Selbstaussagen in erster Person finden sich vereinzelt (Gen. xxx. 13; Bar. iv. 4).
2
Das Abklingen eschatologisch pragnanter Aussagen lafit sich auch sonst bei den neutestament-
lichen Heilrufen beobachten. Neben einem vollig auf die einmalige Situation bezogenen Heilruf wie
Matth. xi. 6 ('Heil dem, der nicht AnstoK nimmt an mir!') gelten die dem treuen Knecht zugedach-
ten Heilworte jedem, der sich in Jesu Dienst bewahrt (Matth. xxiv. 46; Luk. xii. 37-43). In ihnen ist
9-2
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124 EDUARD SGHWEIZER
handelt, weil solcher Liebesdienst ohne Jesus unmoglich ware; aber
die
Sonderstellung wird nicht mehr ausdriicklich ausgesprochen. Aehnlich ist der
Heilruf an die fur Christus Leidenden
in i.
Petr. iii. 14 zu beurteilen.
Die Heilrufe
zu
Beginn
der Feldrede unterscheiden
sich
also von den Vorlagen
darin,
dafi sie als direkter £uspruch an die ebenjetzt vor dem
Sprecher Stehenden
formuliert
sind.
Wiederum weist
dies
in
den Bereichprophetisch-apokalyptischer
Rede undldfit sich
aus der blofien Vbernahme der
Heilspriiche
der Weisheitsliteratur nicht erkldren.
1
in
Der Heilruf ist fast durchwegs mit einem Relativ- oder Partizipialsatz ver-
bunden,
der
den Gepriesenen naher bestimmt: 'Heil dem,
der
dies oder
jenes tut!' oder 'Heil dem so oder so Lebenden!' usw.
2
In
der Regel wird
dadurch ein bestimmtes Verhalten des Menschen beschrieben. Ganz selten
findet sich anstelle des Relativsatzes oder des Partizipiums ein bloBes Adjektiv
oder Substantiv, auch dann aber durch weitere Zusatze naher prazisiert:
'Heil den im Wandel Untadeligen...!', aber gefolgt von einem Partizipial-,
bzw. Relativsatz (Ps. cxix. 1) oder 'Heil dem Manne einer guten Frau', wo
aber uccK&pios nicht
zu
Beginn des Rufes steht, sondern
in
der Mitte (Sir.
xxvi. i).
3
Das stimmt auch
fur
die neutestamentlichen Heilrufe, wobei
in
Luk. xiv. 14 und Matth. xvi. 17 der vorangehende Satz, in Joh. xiii. 17 und
1.
Petr. iii. 14 ein Konditionalsatz die iiblicherweise dem Relativsatz oder der
Partizipialkonstruktion zukommende nahere Beschreibung der Gepriesenen
ubernimmt.
4
Die einzige, den Heilrufen der Feldrede entsprechende Form-
parallele
ist der
schon zitierte prophetisch-apokalyptische Satz ath.
Hen.
lviii.
2;
doch
ist
auch hier immerhin
ein
Doppelausdruck ('Gerechte und
Auserwahlte') verwendet;
vor
allem aber bestimmt dieser
die
Angespro-
nicht mehr die eschatologisch herausgehobene Zeit der Gegenwart Jesu,
in
der die Entscheidung
fallt, betont, sondern die Zwischenzeit, die sich von Jesu Kommen her bis zur Parusie erstreckt.
Besonders deutlich ist aber Luk. xi. 27 f. Dem enthusiastischen Ruf 'Heil dem Leib, der dich getra-
gen...!', der die Einzigartigkeit der Rolle der Mutter Jesu fur die einmalige Erfullung der Zeit
betont, wird von Jesus der jedem Horer und
fur
alle kommenden Zeiten gultige Ruf entgegenge-
setzt: 'Heil denen, die Gottes Wort hbren und bewahren!'. Freilich ist, selbst
in
so allgemeinen
Formulierungen wie Rom. xiv. 22, dabei immer noch festgehalten, daB es sich um die von Gott
Erwiihlten handelt, und ein Luk. xi. 28 so nah verwandter Spruch wie Apk. xxii. 7 ('Heil dem, der
die Worte der Weissagung dieses Buches bewahrt!') zeigt, dafi sie noch immer als die, die am End-
heil teilhaben werden, gepriesen werden (so die Parallelen xvi.
15;
xix. g; xx. 6; xxii. 14). Nicht zu-
ganglich
ist
mir die maschinengeschriebene Dissertation C. H. Maahs, The
Makarisms
in
the
N.T.
(Tubingen, 1965).
1
Ich meine, dafi diese Form auf Jesus selbst zuriickgeht, schon weil der in Qzugewachsene Heil-
ruf an die Verfolgten auch Matth. v. 11
f.
noch in zweiter Person erscheim, also die vormatthaische
und von Qunabhangige Umformung der vorangehenden acht Rufe in die iibliche Form der dritten
Person nicht mitgemacht hat. Auch sonst lafit sich ja in den neutestamentlichen Worten die zweite
Person feststellen; sie ist durch die besondcrc eschatologische Lage bedingt, die durch Jesus inaugu-
riert ist. Anders Dupont,
loc.
cit.
1
i 14-20.
2
Das gilt auch fur die griechischen Formulierungen
(Th.W.
iv, 366, 24).
8
Das entspricht eher griechischen, einen Tatbestand feststellenden Satzen wie Plato, Leg. 11,
66oe: 'der gute Mann. . .ist glticklich und selig'
(Th.W.
iv, 367, Anm. 27; vgl. 366, Anm. 18).
1
In
dem uneigentlichen
Heilruf'
Heil den Unfruchtbaren' Luk. xxiii. 29 steht zwar auch ein
substantiviertes Adjektiv; doch folgen weitere Substantive mit Relativsatzen.
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FORMGESCHICHTLICHES ZU DEN SELIGPREISUNGEN JESU 125
chenen inhaltlich sehr anders als die
in
einem einzigen Wort zusammenge-
faBten Definitionen der Worte Jesu.
Die Heilrufe
zu
Beginn
der Feldrede unterscheiden
sich in auffallender Weise
von den
Vorlagen dadurch, dafi sie nur
je
ein Adjektiv oder Partizip enthalten, dem jede
ndhere
Prdzisierungfehlt.
1
IV
Der Heilruf wird ofters durch eine Beschreibung des zugesprochenen Heils
begriindet. Diese besteht zunachst in der VerheiBung irdischen Gliicks. Dies
gilt, ob nun der kultische Zuspruch
an
daherziehende Pilger oder die weis-
heitliche Lebensklugheit
am
Anfang
der
Entwicklung stehen mogen.
Frische Kraft oder ein in jeder Hinsicht gut geordneter Haushalt wird dem
Pilger zugesprochen (Ps. lxxxiv.
7
ff.;
cxxviii. 2
ff.),
langes Leben, Reichtum
und Ehre dem,
der
nach den Regeln der Weisheit lebt (Spr.
iii.
13-16).
2
Gelegentlich wird auch der Nachruhm iiber den Tod des Gepriesenen hinaus
eingeschloBen (Ps. cxii. 2 f.). Der in Ps. cxlvi.
6
ff.
an den Heilruf anschlieB-
ende Preis Gottes hat schon fast eschatologischen Charakter. Aber erst Sap.
iii.
13 wird ausdriicklich an die
'
Heimsuchung der Seelen', also an ein post-
mortales Heil gedacht. Hingegen findet sich der Heilruf an die, die
in
der
kommenden Heilszeit leben werden,
in
Dan. xii. 12 wie
in
Ps. Sal. xvii. 44;
xviii.
6.
Formal findet sich gelegentlich
die
Begriindung
mit
einem Denn-satz.
Eine wirkliche Parallele bildet freilich
nur die
besonders gelagerte, schon
erwahnte Selbstaussage Gen. xxx. 13, weil hier
die
durch Gottes Gnade
geschaffene, einmalige Situation vorliegt: '... denn preisen werden mich die
Frauen'. Spr. viii. 35 und Sir. 1. 29 liegen ebenfalls Begriindungssatze vor,
doch wird an beiden Orten nochmals eine Bedingung in sie eingeflochten, die
die VerheiBung
an
ein bestimmtes Verhalten des Menschen kniipft. Naher
liegen neutestamentliche Beispiele,
die
auf kiinftige Vergeltung verweisen:
Luk. xiv. 14; Apk. xiv. 13; sachlich auch Apk.
i. 3;
auBerhalb des Neuen
Testaments verweisen Did.
i.
5 und 2. Clem. xvi.
4
mit einem Denn-satz auf
das kommende Gericht (vgl. xix.
3
ohne 'denn'). Zur gleichen Kategorie
gehoren Jak.
i.
12 und
1.
Petr. iv. 14, obwohl es sich
an
der zweiten Stelle
formal um eine Gegenwartsaussage handelt, die aber im Blick auf das
kiinf-
tige Handeln Gottes gilt.
Die
nachste Parallele
ist
wiederum
der
schon
mehrmals zitierte Satz ath. Hen. lviii.
2
('denn herrlich wird euer
Los
sein').
Die Heilrufe
zu
Beginn der Feldrede
unterscheiden
sich also von den Vorlagen
dadurch, dafi sie, ohne weitere Bedingungen aufzustellen, den
Gepriesenen
das kiinftige
Heil
in
einem knappgefafiten Begriindungssatz zusprechen.
1
Ich halte diese Form fur die von Jesus stammende, nicht die ausfuhrlichere des Matthaus; doch
vgl.
S.
122, Anm.
4.
2
Vgl. noch Ps. xli. 2
ff;
xciv. 13. AuSerhalb des Alten Testaments wechseln Begriindungssatze
rait 'denn' mit solchen ohne: ath. Hen. xcix. 10-16; gr. Hen. xcviii.
f.
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