Empirical studies corroborate a relatively close relation between goals of sentencing and punitiveness. However, it is not clear what aspects of sentencing goals motivate harsh punishment. This study analyzes the structure of sentencing goals and scrutinizes in particular whether the idea of retribution is associated with punitiveness, or whether punishment considerations from a societal perspective (macrolevel) are the source of more punitive responses. A questionnaire was mailed to a random sample drawn in Bern, Switzerland. A total of 357 persons responded to items measuring constructs including goals of sentencing, punitiveness, target of justice considerations, and perceived threat to society, after reading one of three short stories about specific crimes (fraud, physical injury, assault). Results of this study reveal a two-dimensional structure of sentencing goals. One dimension represents readiness to punish and exclude the offender socially. The other dimension refers to concerns of the victim versus the needs of the society as a whole. The analysis provides a new interpretation of sentencing goals.

Grenzen des Leids

Lay-Perspectives on Criminal Deviance, Goals of Punishment, and Punitivity

Als sich die Vertreter der Jugendgerichtsbewegung 1912 auf dem Dritten Jugendgerichtstag in Frankfurt/M. zusammenfanden, um uber das Thema “Erziehung und Strafe — Suhne und Besserung” zu diskutieren, hatten sie sich bereits lange vorher auf eine Parole geeinigt, die bis heute in ihren verschiedenen Variationen eine erstaunliche Persistenz erwiesen hat: “Erziehung statt Strafe”. In dieser Parole kam die Hoffnung zum Ausdruck, mit der Erziehung das zu erreichen, wozu die Strafe ganz offensichtlich nicht in der Lage war: “Die Besserung der besserungsfahigen und besserungsbedurftigen” jugendlichen Straftater, wie Franz von Liszt, die prominenteste Figur der deutschen Rechtsreformbewegung dies bereits Ende des vergangenen Jahrhunderts formuliert hatte (v. Liszt 1905, S. 166). Das Interesse richtete sich nunmehr in erster Linie — aber keineswegs ausschlieslich — auf den Tater. Er sollte erzogen werden. Wie und wozu — daruber herrschte keineswegs Einigkeit. Als Minimalkonsens hinsichtlich des Erziehungszieles galt der rechtschaffene Lebenswandel, die Legalbewahrung. “Erziehung statt Strafe” hies naturlich nicht, das nicht mehr gestraft werden sollte. Die Strafen sollten subsidiar sein, und sie sollten nicht mehr wie bisher lediglich vergelten, sondern einem guten Zweck dienen: der Erziehung. Strafe also als Erziehungsstrafe.

Erziehen — Helfen — Strafen. Zur Klärung des Erziehungsbegriffs im Jugendstrafrecht aus pädagogischer Sicht

Fasst man Punitivitat als die Anwendung rigider und strafender Reaktionsmuster auf unerwunsch tes oder abweichendes Verhalten, dann passen Gesundheit (bzw. Krankheit) und Punitivitat im Grunde nicht zusammen. Zwar handelt es sich im strengen Sinne auch bei Krankheiten um „abweichendes Verhalten“ (Becker 1973: 4 ff.) bzw. abweichende Zustande, aber der Zurechnungsmodus der Abweichung ist bei Krankheit ein grundsatzlich anderer als beim klassischen Anwendungsfall punitiver Reaktionen: dem „kriminellen“ Verhalten. Aus der Perspektive sozialer Kontrolle sind Kriminalisierung und Pathologisierung als unterschiedliche Diagnosemuster zu verstehen, die sehr verschiedene Reaktionen nach sich ziehen: „Der wichtigste Unterschied zwischen Kriminalisierung und Pathologisierung liegt im Grad der Zuschreibung von Verantwortung. Der Kriminelle wird fur ein gewolltes Handeln zur Rechenschaft gezogen, dem Kranken aus einem ungewollten Zustand, an dem er selbst leidet und aufgrund dessen ihm sein abweichendes Verhalten fur eine gewisse Zeit nachgesehen wird, herausgeholfen; der Kriminelle wird bestraft, der Kranke behandelt“ (Hess 1983: 15).

„Live and Let Die“: Umrisse einer Punitivität im Kontext von Gesundheit und Krankheit

Die wissenschaftliche Beschaftigung mit dem Verhaltnis von Disziplin, Selbstdisziplin und Strafe, das ich grundsatzlich als ein Widerspruchsverhaltnis analysiere, ist von einigen popularen und gangigen Vorstellungen belastet, die alle zumindest zweifelhaft sind. Drei solche irrefuhrenden Ideen will ich einleitend benennen.

Die Widersprüche von Disziplin und Strafe

Der Beitrag nimmt aus einer kritisch-kriminologischen Perspektive erstens die Seite der Tater und Taterinnen in den Blick, indem vor allem nach den Risiken und Nebenwirkungen sowie dem moglichen Nutzen gesundheitsbezogener Ansatze im Gefangnis gefragt wird. Dabei wird erortert, inwieweit „Behandlung im Strafvollzug“ als gesundheitsbezogenes Konzept verstanden werden kann und ob es sich bei der Nutzung dieser medizinischen Metapher der Behandlung nicht eher um eine Verschleierung von Zwang handelt. In einem zweiten Schritt wird gefragt, ob und wie gesundheitswissenschaftliche Ansatze fur eine Veranderung des Strafvollzugs hilfreich sein konnen, um sich sodann, drittens, ganz grundsatzlich den schadlichen Wirkungen des Freiheitsentzuges sowie den „pains of imprisonment“ zuzuwenden. Insgesamt bleibt die Autorin skeptisch, ob die gesundheitswissenschaftliche Perspektive das Gefangnis positiv verandern vermag. Vielmehr zeige die Erfahrung, dass Bestrebungen der Veranderung allzu oft vom System vereinnahmt worden seien. Insofern sei in Rechnung zu stellen, „dass eine gesundheitswissenschaftliche Sicht auf das Strafrechtssystem mit dem Ziel, dieses in Richtung Gesundheitsforderung aller Beteiligten umzubauen, nicht umhin kommt, sich zuvor damit zu befassen, wie das bestehende System solche kritischen Inhalte selektiv implementiert und damit ihr Veranderungspotential moglicherweise lahmt.“

Grenzen des Leids

Citations

Lay-Perspectives on Criminal Deviance, Goals of Punishment, and Punitivity

Erziehen — Helfen — Strafen. Zur Klärung des Erziehungsbegriffs im Jugendstrafrecht aus pädagogischer Sicht

„Live and Let Die“: Umrisse einer Punitivität im Kontext von Gesundheit und Krankheit

Die Widersprüche von Disziplin und Strafe

Gesundheitsfördernde Behandlung von Tätern und Täterinnen im Strafvollzug

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